Das Anfasen der Kanten ist ein essenzieller Schritt bei der Vorbereitung von Werkstücken für das MMA- bzw. E-Hand-Schweißen. Es dient dazu, eine optimale Nahtvorbereitung zu gewährleisten, die sowohl die Stabilität der Schweißverbindung als auch die Qualität der Schweißnaht sicherstellt. Vor allem bei dickeren Materialien oder anspruchsvollen Schweißanwendungen ist das Anfasen der Kanten unverzichtbar.

Warum ist das Anfasen wichtig?
Beim Schweißen dickerer Werkstücke ohne angefaste Kanten entsteht häufig keine ausreichende Durchdringung des Schweißbads, was die Festigkeit der Verbindung beeinträchtigen kann. Das Anfasen sorgt für:
- Bessere Einbrandtiefe:
Die schräge Kante ermöglicht ein tieferes Eindringen des Schweißbads und sorgt für eine stabile Verbindung über die gesamte Werkstückstärke. - Optimale Nahtfüllung:
Der Hohlraum, der durch das Anfasen entsteht, wird während des Schweißens durch die Schweißnaht aufgefüllt. Das reduziert das Risiko von Lunkern oder Hohlräumen. - Reduzierung von Schweißfehlern:
Das Anfasen hilft, Bindefehler und Risse zu vermeiden, insbesondere bei Werkstoffen mit hohem Kohlenstoffanteil oder Legierungselementen. - Erleichterung des Schweißprozesses:
Durch die Schräge können Elektrode und Lichtbogen besser geführt werden, was die Qualität der Naht erhöht.
Wann ist das Anfasen notwendig?
Das Anfasen der Kanten wird insbesondere bei dickeren Materialien (>3 mm) und bei bestimmten Schweißanwendungen empfohlen, z. B.:
- Mehrlagenschweißungen (z. B. bei Wurzellagen, Fülllagen und Decklagen).
- Verbindungsschweißungen mit V- oder X-Naht.
- Werkstoffen mit anspruchsvollen Festigkeitsanforderungen, wie niedrig- oder hochlegierte Stähle.
Wie erfolgt das Anfasen der Kanten?
Das Anfasen kann auf verschiedene Arten durchgeführt werden, abhängig von Material, Werkstückdicke und verfügbaren Werkzeugen.
- Manuelles Anfasen:
- Feilen: Für kleinere Werkstücke oder dünnere Materialien können Kanten manuell angefast werden.
- Winkelschleifer: Mit einer speziellen Fasen-Scheibe können präzise und gleichmäßige Fasen erzeugt werden.
- Mechanisches Anfasen:
- Fräsmaschinen: Insbesondere für dickere Werkstücke ist die mechanische Bearbeitung mit einer Anfasmaschine oder einem Fräser präziser und effizienter.
- Bandschleifer: Eignet sich für großflächige Fasen oder längere Schweißkanten.
- Thermisches Anfasen:
- Autogenes Brennschneiden oder Plasmaschneiden: Bei sehr dicken Materialien kann das Anfasen auch durch thermische Trennverfahren erfolgen. Nach dem thermischen Schneiden sollte die Kante jedoch durch Schleifen nachbearbeitet werden, um Oxidschichten zu entfernen.
Arten von Fasen
Die Wahl der Fasenform hängt von der Materialdicke, der Schweißtechnik und den Anforderungen an die Schweißnaht ab:
- V-Naht:
Zwei Werkstückkanten werden in einem bestimmten Winkel (meist 30–45°) angefast, sodass eine V-Form entsteht. - X-Naht:
Beide Kanten werden auf beiden Seiten angefast, was eine X-Form ergibt. Diese Form wird häufig bei dickeren Werkstücken verwendet, um eine gleichmäßige Durchschweißung zu gewährleisten. - K-Naht:
Eine Kante bleibt gerade, während die andere angefast wird, wodurch eine K-Form entsteht. - U- und Doppel-U-Naht:
Rundliche Fasen, die eine gleichmäßige Verteilung der Schweißnaht ermöglichen und bei besonders dickem Material Anwendung finden.
Das Anfasen der Kanten ist ein wichtiger Vorbereitungsschritt beim MMA-/E-Hand-Schweißen, um eine stabile, langlebige und qualitativ hochwertige Schweißverbindung zu erzielen. Durch die Wahl der richtigen Anfasmethode und -form wird die Einbrandtiefe verbessert, das Schweißvolumen optimiert und das Risiko von Schweißfehlern reduziert. Mit den richtigen Werkzeugen, Techniken und Sicherheitsvorkehrungen ist das Anfasen eine Grundlage für präzise und zuverlässige Schweißnähte.